Bergen eines Netzes durch Taucher: Nach Schätzungen gehen in Europa jährlich insgesamt etwa 25.000 Netze von etwa 1.250 Kilometer Länge verloren. Geisternetze aus Nylon haben eine Lebensdauer von 600 Jahren und können damit noch über Jahrzehnte eine Gefährdung darstellen. Vom kleinen Schweinswal etwa sterben jährlich mehr Tiere in Geisternetzen als Jungtiere geboren werden!
  1. Ostseeküste

MEERESSCHUTZ OSTSEE

Geisternetze – Todesfallen für Meerestiere

An Felsen, an Schiffswracks oder im Ostseewasser treibend – Geisternetze sind herrenlose Fischfanggeräte, die sich losgerissen haben oder abgeschnitten wurden, weil sie irgendwo verhakt waren. Jährlich gehen in der Ostsee bis zu 10.000 Netze verloren und werden zur Todesfalle für Meeressäuger, Fische, Seevögel und Weichtiere. Die Forschungstauchervereinigung (SDA) macht diese Netze ausfindig, um sie zu bergen.

Die Forschungstauchervereinigung SDA (Scientific Diving Association e.V.) hat in einem groß angelegten Projekt mit Forschungstauchern aus Kiel und der Organisation One Earth One Ocean schon 2014 begonnen, herrenlose Netze ausfindig zu machen, damit sie geborgen und untersucht werden können. Gleichzeitig wurde ein Meldesystem eingerichtet, in dem Fischer, Segler und Taucher die Sichtung oder den Verlust von Fischereigerät melden können. Mit Hilfe dieser Daten wird eine unverzügliche Bergung ermöglicht. Denn die Netze in der Ostsee stellen nicht nur eine Gefahr für Meereslebewesen dar. Auch die Schifffahrt und unzählige Sporttaucher, die die Wracks am Grund der Ostsee besichtigen, sind gefährdet. Besonders unerfahrene Taucher können sich mit ihrer Ausrüstung verhaken, was für sie lebensbedrohend werden kann. Das häufig aus Nylon, Polyester oder Polyethylen bestehende Netzmaterial verrottet nicht, sondern zerfällt in Mikroplastikteilchen sowie in Zersetzungsprodukte wie Weichmacher oder Imprägniermittel. Durch die Eigenschaft der Partikel, Giftstoffe an der Oberfläche anzulagern, haben sie erhebliche Auswirkungen auf marine Ökosysteme. Beispielsweise filtern Muscheln und Plankton die schwebenden Mikropartikel aus dem Wasser. Sie sind wiederum Nahrungsgrundlage vieler Fischarten, deren Aufenthaltsort häufig auch die Wracks sind, an denen die Netze hängen. Am Ende gelangen die Partikel über den Speisefisch in den menschlichen Körper.

Darum sollen diese Geisternetze ausfindig gemacht werden, um sie aus dem Meer bergen zu können. Vielfach werden die Netze dann in Upcycling-Projekten einer neuen Verwendung zugeführt.

Das Untersuchungsgebiet umfasst die westliche Ostsee von der Kieler Bucht, der Flensburger Förde, Fehmarn und die Lübecker Bucht, die dänische Ostsee mit den Bereichen Langeland, Kleiner Belt mit Gamborg Fjord.
Nicht nur Forschungstaucher, sondern auch Sporttaucher sind an dem Projekt beteiligt, das zugleich dokumentieren will, inwiefern Geisternetze, die schon seit vielen Jahren am Meeresgrund liegen, bereits in das Ökosystem eingebunden sind.

Fotos: SDA,Trixie

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