Elbufer | Hamburg
Kurzurlaub an der Elbe
Die Hamburger Bestseller-Autorin Gabriella Engelmann empfiehlt ihre Lieblingsplätze am Elbufer zwischen Landungsbrücken und Wedel.
St. Pauli bis Oevelgönne
Sandstrand, Wellenrauschen, das Tuten der Schiffe, Gezeitenwechsel und eine frische Brise, das sind die Zutaten für mein Wohlgefühl. Daher reise ich, wann immer es geht, an Elbe und Nordsee.
Ich lebe sehr gern in der Hansestadt Hamburg. Hier fühlt es sich an, als sei mein geliebtes Nordmeer nur wenige Wimpernschläge entfernt, als könnte ich mit den Fähren direkt auf die Inseln fahren.
Doch ich besuche den Tide-Fluss auch, um mir immer mal wieder einen kleinen Kurzurlaub zu gönnen, abzuschalten und mich wegzuträumen. In diesen Momenten möchte ich ungestört stundenlang „Pötte“ gucken und aufs Wasser schauen, das mal in sanften Wellen übers Ufer schwappt oder an stürmischen Tagen den Fischmarkt „Land unter“ setzt. Ich möchte Fischbrötchen essen, die schnuckeligen Lotsenhäuser in Oevelgönne betrachten, und je nach Jahreszeit, die Magnolien, Rosen und Kamelien in den Vorgärten der geschichtsträchtigen Kapitänshäuser bestaunen. Wenn das Zeitfenster knapp ist, fahre ich dafür mit der Hafenfähre Linie 62 von den Landungsbrücken nach Neumühlen, genieße den sensationellen Ausblick vom Deck, das Spritzen der Gischt, die Schreie der Möwen und den Wind auf meiner Haut.
Am Anleger angekommen, bestaune ich zuerst die historischen Schiffe im Museumshafen Oevelgönne, stärke mich mit einem Fischbrötchen von Nuggi’s Elbkate und biege am ehemaligen Alten Leuchtturm von der Elbinsel Pagensand nach links Richtung Strand. Bei schönem Wetter chille ich, die Zehen in den warmen Sand gesteckt, lese oder bestaune das Hafenkino, das nirgends schöner ist als hier, genau wie der Himmel, auf dem weiße Wattewolken segeln.
Manchmal starte ich die Elbtour aus umgekehrter Richtung im Anschluss an einen Spaziergang durch den Jenischpark. Am Fähranleger Teufelsbrück trinke ich an Deck des Café Engel auf dem Ponton oder dem darunter liegenden Imbiss etwas und spaziere von dort zu Fuß in Richtung Stadt nach Oevelgönne. Die Fähren fahren zum Glück bis zum späten Abend, eine Tour im Dunkeln sollte man unbedingt mal gemacht haben, denn dann leuchtet der Hafen mit der Elbphilharmonie im Hintergrund. An den Landungsbrücken schaue ich gern vom Anleger aufs Wasser (gern am Kiosk, der ebenfalls Brücke 10 heißt, oder besuche den Beach-Club Strand Pauli, den ich auch im Winter mag, wenn Feuerschalen behagliche Wärme spenden und der Glühwein besonders gut schmeckt.
Bei Sonnenschein oder in den kühleren Monaten zieht es mich immer wieder in das ehemalige Fischerdorf. Im Herbst die Rehe im Hirschpark an der Elbchaussee mit selbst gesammelten Kastanien zu füttern gehört ebenso zu meinen Ritual-Highlights wie der Genuss von „Qualle auf Sand“ im Witthüs. Das Vorbild beziehungsweise Pendant des reetgedeckten Bauernhauses war die 1954 auf Sylt gegründete Teestube als Treffpunkt für Freigeister, und ich liebe den Bezug zu der Insel, auf der viele meiner Romane spielen. Ebenfalls empfehlenswert, nicht nur bei Hamburger Schmuddelwetter: einen Film im charmanten Blankeneser Programm-Kino schauen, was man wunderbar mit einem Besuch in der Tapas-Bar Filón gegenüber abrunden kann.
Unten angekommen erinnern der Segelclub und der 32 Meter hohe Leuchtturm daran, dass die Schifffahrt in der Hansestadt eine große Rolle spielt. Ein beliebtes Fotomotiv. Meine absolute Lieblingsadresse am Wasser ist der Ponton Op’n Bulln direkt auf dem Fähranleger Blankenese, um entspannt zu essen und einen Sundowner zu genießen und das Gefühl zu haben, einfach so an Bord des nächsten Schiffes springen zu können, wenn ich wollte. Am Ufer geht es weiter Richtung Wedel.
Wenn ich mehr Zeit habe, fahre ich mit der S-Bahn Linie 1 nach Wedel, wo die Elbe breiter ist und man am Willkomm-Höft Schiffe mit der jeweiligen Nationalhymne und in der Landessprache empfängt oder verabschiedet. Begrüßungskapitäne vermitteln über Lautsprecher Informationen über die Schiffe, und spätestens hier wird deutlich, dass Hamburg das Tor zur Welt ist. Ich bekomme Gänsehaut, weil mich das Meerweh packt. Ein Hauch von Nordsee liegt in der Wedeler Luft, insbesondere, wenn man vom erhöhten Elbwanderweg aus auf den hier schon breiten Fluss schaut. Die besten Fischbrötchen bekommt man übrigens am urigen Fischimbiss Isi’s am Strandweg. Von dort flaniere ich entlang der Hafenanlage Richtung Strandbad. Der Beachclub 28 Grad ist wunderschön und bietet nicht nur eine sensationelle Aussicht aufs Wasser und Sonnenschirme am Strand, sondern auch coole Drinks, heiße Beats und leckere Pizza. Hier die Abendstimmung zu erleben und dabei zuzusehen, wie sich die untergehende Sonne bei Ebbe rötlich in den Sandpfützen spiegelt, ist einfach unvergesslich. Wedel hat neben der Elbe viel zu bieten: das Theaterschiff „Batavia“, der „Kultur-Dampfer“ am Brooksdamm, gibt Vorstellungen von Pippi Langstrumpf für Kinder. Kleinkunst, Kabarett und Live-Musik wechseln sich ab. Für Kulinarik ist gesorgt, an oder unter Deck sowie im angeschlossenen Biergarten. Die Ausstellungen im Geburtshaus des Künstlers im Ernst-Barlach-Museum stehen im Zeichen zeitgenössischer Kunst und Popkultur. Im 1758 erbauten „Reepschlägerhaus“ finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt.
Wenn ich nach einem Ausflug wieder daheim bin, fühle ich mich entspannt und rundum glücklich. Die beste Voraussetzung, um meine Bücher zu schreiben.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Spaziergang an der Elbe – Ihre Gabriella Engelmann.
Die gebürtige Münchnerin Gabriella Engelmann entdeckte in Hamburg ihre Freude am Schreiben. Nach Tätigkeiten als Buchhändlerin, Lektorin und Verlagsleiterin geniesst sie nun die Freiheit als Autorin von Romanen, Kinder- und Jugendbüchern. Ihr Roman „Zu wahr, um schön zu sein“ spielt an Hamburgs Elbufer, unter anderem am Strand von Oevelgönne. Ihr neuestes Werk ist die Dilogie „Die Bücherfrauen von Listland“, mit dem Titel „Der Gesang der Seeschwalben“. Weiteres: www.gabriella-engelmann.de
Fotos: Kramer,U.Schaper,Fischklub,wikipedia,Wordpress.com,HH-MS/T.Panzau,Schuldt
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