
der Traum vom Roadtrip
Vanlife
Einen runtergerockten Van kaufen und in ein rollendes Schmuckkästchen verwandeln. Den Job kündigen, entlegene Landschaften erkunden und unter den Sternen schlafen. Vanlife at it’s best – Daran hat doch jeder schon mal gedacht, oder? Was für uns noch klingen mag wie eine Träumerei, ist für die stolzen Camperbesitzerinnen Leonie Meyer und Anna Tiefenbacher bereits Realität.
Im Herbst 2019 entschließt sich Anna Tiefenbacher genau diesen Traum vom Vanlife zu verwirklichen und baut ihren eigenen Bus aus. Dafür war der perfekte Camper schnell gefunden, ein weißer Renault Master – 2,50 Meter hoch, 2 Meter breit und 5 Meter lang. Nachdem der gründlich überlegte Plan für Maße, Möbel und Materialien stand, ging es an die aufwändige Umsetzung. Zwei Wochen lang hat Tiefenbacher pausenlos geschraubt, geklebt und gesägt, hat das riesige Unge-tüm in ein fahrtüchtiges Zuhause verwandelt. Ihren Gefährten hat sie dabei mit hübschen Vorhängen, bunten Kissen und dekorativen Aufbewahrungskisten super gemütlich gestaltet. Nichts sprach nun also noch gegen das Losfahren! Ihre Jungfernfahrt führt von Mallorca, wo sie den Van gemeinsam mit ihrem Vater ausbaute, über Barcelona und Frankreich bis nach Hamburg. Und die Liste an Zielen, die Anna noch sehen möchte, ist lang, „Manche Orte wirken fast magisch, vor allem wenn man sie allein erkundet.“ Ihren Job hat sie dabei auch gleich mit im Gepäck, nach einem kurzen Ausflug in die PR-Branche, schreibt sie heute für verschiedene Magazine wie das Hygge-Magazin und die Zeitschrift Flow – wie passend! Neben der Arbeit findet sie ihren Ausgleich auf der Straße. „Eine Auszeit am Meer ist immer eine gute Idee – und zwar ganz unabhängig vom Wetter.“ In Erinnerung ist ihr zum Beispiel die Übernachtung an der Elbe, als es im Bus so kalt war, dass man den eigenen Atem sehen konnte und das Wasser in den Flaschen gefror. Doch all das gehört dazu und macht das Vanlife erst so richtig aus, sie erklärt:
„Mein Van ist mein Happy Place – egal wo wir sind.“
Freiheit auf 4 Rädern
Einmal konnte sie in einer sternen-klaren Nacht durch das Van Dachfenster sogar die weitentlegene Milchstraße beobachten. Und wenn die 26 jährige nicht gerade solche Momente genießt, studiert sie fleißig Medizin in Kiel. Im sechsten Semester hat sie den schwierigsten Teil des Studiums, das Physikum,bereits absolviert und widmet sich nun mehr denn je ihrer Leidenschaft – dem Kitesurfen. Dabei ist sie längst auf dem Wasser zuhause, denn Leonie hat bereits eine vierjährige Olympia-Kampagne in einer Segeldisziplin hinter sich. Auch das Kitesurfen ist für 2024 als olympische Disziplin gewählt worden und die ambitionierte Studentin möchte für Deutschland eine Medaille holen. Dabei organisiert sie alles aus ihrem Van heraus – das Studium ebenso wie das Kitetraining. Immer mit dabei und gut verstaut ist deshalb das Kitesurf-Equipment. Besonders stolz ist Leonie, dass die Kitefoils perfekt unters Bett passen, ohne für die Nacht umarrangiert werden zu müssen. Gut so, denn nach einer anstrengenden Trainings-session wollen die jungen Kitercliquen nicht mehr lange räumen, sondern stehen mit ihren Vans lieber eng zusammen, essen gemeinsam und unterstützen sich gegenseitig. Gekocht wird selbstverständlich die meiste Zeit in Leonies VanTourer, da sie den meisten Platz und die schönste Küche zu bieten hat. Ein weiterer Pluspunkt für sie und das Team: Leonies Van hat als einziger eine Dusche. Das bemerkte sie allerdings erst, nachdem sie sich einige Tage hintereinander nach dem Kiten ganz selbstverständlich wie alle anderen auch an der eiskalten Stranddusche abgemüht hatte. Erst dann fiel ihr ein, dass sie doch selbst einen beheizbaren Tank und eine Dusche im VanTourer hat! Was für ein Luxus. Während des Wettkampfes nach einem langen Tag auf dem Wasser mal unter die heiße Dusche springen zu können, ist ein Wahnsinnsgefühl, sagt sie. So schön, dass auch dieser Luxus mit dem gesamten Team geteilt wird.
Mittlerweile schreibt Leonie ihr zweites Staatsexamen, was mit viel Zeit am Schreibtisch verbunden ist – trotzdem zieht es die junge Frau immer wieder aufs Wasser. In Kiel möchte sie weiterhin hart für ihre Kiteleidenschaft trainieren, gerade weil sie durch ihren größten Erfolg, den Vize-Europameistertitel, erst so richtig angespornt ist. Und auch das Corona-Wintersemester mit vielen Online-Veranstaltungen, an denen sie ganz easy von ihrem Zuhause – aus dem Van – teilnehmen kann, kommen ihr entgegen. Sie hofft, während des Lernens für ihr Examen noch den ein oder anderen Wettkampf dazwischen schieben zu können und erklärt:
Dieser Artikel ist im SEASIDE Magazin 2021 erschienen.
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Fotos: Anna Tiefenbacher, iStock by-studio, Intercaravaning